10 Jahre „Kooperatives Ausbildungsprojekt Landwirtschaft macht Schule“

10 Jahre „Kooperatives Ausbildungsprojekt Landwirtschaft macht Schule“

Kooperatives Ausbildungsprojekt Landwirtschaft macht Schule bringt Schule, Fachschule, Hochschule zusammen

Landwirtschaftliches Fachwissen, didaktisch aufbereitet und einer Schulklasse im Klassenraum sowie bei einem Hoftag durch spannende Unterrichtseinheiten vermittelt – klingt einmalig, oder? Ist es auch: Das „Kooperative Ausbildungsprojekt Landwirtschaft macht Schule“ setzt neue Maßstäbe im Bereich außerschulisches Lernen im Sinne von „Bildung für nachhaltige Entwicklung“.

Rind, Schwein, Geflügel – Milch, Fleisch, Eier: Täglich kommen wir im Alltag mit Produkten aus landwirtschaftlicher Tierhaltung in Berührung. Landwirtschaftliche Erzeugnisse landen auf unseren Tischen, hängen in unseren Kleiderschränken und werden im Frühling sogar von „Hasen“ versteckt. Gleichzeitig sind ihre Nebenprodukte wichtig für das Wachstum von Pflanzen auf Acker und Wiese, z. B. durch die Düngung mit Mist oder Gülle. Nebenprodukte aus der Tierhaltung sorgen als erneuerbare Energien in Form von Strom und Wärme auch dafür, dass unsere Kühlschränke laufen und wir bei Licht essen können - Viele wissen jedoch nicht so genau, wie Tiere auf landwirtschaftlichen Betrieben gehalten werden.  Hier setzt das „Kooperative Ausbildungsprojekt Landwirtschaft macht Schule“ an.

„Kooperatives Ausbildungsprojekt Landwirtschaft macht Schule“: ALH Kupferzell,
PH Ludwigsburg und Bauernverband SHA – Hohenlohe – Rems bilden den Rahmen

Realisiert wird das „Kooperative Ausbildungsprojekt Landwirtschaft macht Schule“ von drei Institutionen und den dort verantwortlichen Personen:

Akademie für Landbau und Hauswirtschaft Kupferzell (ALH) Ina Weiß und Jens Bauer, Tierhaltungsdozenten

Pädagogische Hochschule Ludwigsburg (PH), Dr. Frank Rösch, Institut für Biologie

Bauernverband Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems e.V., Andrea Bleher, Klassenzimmer Bauernhof

An der PH bietet Dr. Frank Rösch ein Seminar im Wintersemester für Masterstudierende in Biologie für Lehramt an der Realschule an, das mit dem Titel ausgeschrieben ist:  Kompetenzorientierter Biologieunterricht III: "Landwirtschaft macht Schule" - außerschulisches Lernen kooperativ gestalten (Kompetenzbereich Bewertung).

An der Akademie für Landbau beteiligt sich die Landbauklasse im dritten Semester innerhalb des Schulcurriculums mit den Themen Öffentlichkeitsarbeit und betriebliche Kommunikation.

Der Bauernverband Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems beteiligt sich mit dem Projekt „Klassenzimmer Bauernhof“, welches wiederum Netzwerkpartner von Lernort Bauernhof Baden-Württemberg ist.

Lehramtsstudierende für die Realschule liefern den didaktischen Aspekt in das Kooperative Ausbildungsprojekt. Den Organisatorischen Rahmen und den Kontakt zum Praxisbetrieb für den Hoftag gibt Andrea Bleher dem Projekt, die im Bereich Klassenzimmer Bauernhof für den Bauernverband Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems aktiv ist.

Wie es der Zufall will: Geschwister brachten ALH und PH zum Projekt zusammen

Ins Leben gerufen hatte das „Kooperative Ausbildungsprojekt Landwirtschaft macht Schule“ der ehemalige Schulleiter Willi Lackenbauer von der Akademie für Landbau und Hauswirtschaft in Kupferzell und Dr. Frank Rösch von der PH Ludwigsburg. Wie es der Zufall wollte, studierte die Schwester eines damaligen ALH-Schülers an der PH bei Dr. Rösch. Es entstand die Idee, Fachwissen beider Berufsfelder zueinander zu bringen. Didaktik und Methodik des außerschulischen Lernens und landwirtschaftliches Fachwissen sollten für die Erarbeitung einer Hoferkundung auf einem landwirtschaftlichen Betrieb für eine 5. oder 6 Klasse dienen und praktisch durchgeführt werden.

2025 feiert das „Kooperative Ausbildungsprojekt Landwirtschaft macht Schule“ bereits sein 10. Jubiläum und das 11. Jahr seit Gründung, bedingt durch eine Corona-Pause 2020, in der ein neues Projekt ins Leben gerufen wurde: „Landwirtschaft digital für die Schule“. In diesem wurden bereits mehrere Videoclips für den Unterricht erstellt.

Im Projektjahrgang 2024/25 zum Thema Legehennenhaltung arbeiteten 14 PH-Lehramtsstudierende des Masterstudiengangs Lehramt an Realschulen für das Fach Biologie mit 17 Studierenden bzw. angehenden Landwirtschaftsmeistern der 3. Landbau-Klasse der ALH-Kupferzell im „Kooperativen Ausbildungsprojekt Landwirtschaft macht Schule“ zusammen.

Vier Projekttage mit Hoftag – Theorie und Praxis greifen abgestimmt ineinander

Ziel im „Kooperativen Ausbildungsprojekt Landwirtschaft macht Schule“ ist es, einen Hoftag auf einem landwirtschaftlichen Betrieb für die 5. Klasse einer Realschule zu erarbeiten, der in der Schule durch drei Doppelstunden Unterricht vorbereitet sowie durch eine Doppelstunde nachbereitet wird. Dies erfordert von allen Projektteilnehmenden der PH und der ALH die Kompetenz, komplexes landwirtschaftliches und pädagogisches Wissen für Fachfremde verständlich zu machen. Auf dieser Basis besteht die nächste Herausforderung darin, landwirtschaftliche Sachverhalte für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe 1 verständlich und erfahrbar zu machen, sowie praxisnah anhand spannender Lernstationen  zu gestalten.

Im „Kooperativen Ausbildungsprojekt Landwirtschaft macht Schule“ gibt es für PH- und ALH-Studierende insgesamt vier gemeinsame Projekttage, an denen Sie zusammenarbeiten:

Am 1. Projekttag werden landwirtschaftliche und didaktische Fachvorträge von Studierenden beider Bildungseinrichtungen für die jeweils anderen fachfremden Teilnehmenden gehalten. Zudem wird der landwirtschaftliche Betrieb, der meist bereits ein qualifizierter „Lernort Bauernhof Betrieb“ ist, passend zum Projektthema besucht. Auf diesem Betrieb findet dann auch der Hoftag statt, zu dem die Schulklasse am Ende des „Kooperativen Ausbildungsprojektes Landwirtschaft macht Schule“ eingeladen wird.

Der 2. Projekttag beinhaltet das Erarbeiten von drei Doppel-Schulstunden im Vorfeld des Hoftages, das Erarbeiten der Stationen während des Hoftages sowie das Erarbeiten einer Doppelstunde als Hoftag-Nachbereitung. In gemischten Teams liefern Landwirte ihr Fachwissen, Lehramtsstudierende bringen den Bildungsplanbezug und die Didaktik ein.

Die Weiterarbeit der Schulstunden und die Finalisierung der Lernstationen für den Hoftag erfolgt am 3. Projekttag. An dessen Ende werden die entworfenen Unterrichtsmaterialien abgegeben. Es erfolgt eine Korrekturschleife durch die Projektleitung mit Änderungsvorschlägen. Diese werden von den Projektteilnehmenden eingearbeitet. Schließlich kommen die korrigierten Fassungen der Doppelstunden an die Lehrkraft, die den vorbereitenden Unterricht anhand der Entwürfe gestaltet. So kommen die Schülerinnen und Schüler hoch motiviert und gut vorbereitet auf den Hof.  

Den Höhepunkt bildet der 4. Projekttag. An diesem findet der Hoftag statt und die Lernstationen werden mit der Schulklasse in Kleingruppen durchgeführt. Die Schülerinnen und Schüler erleben hautnah Landwirtschaft und Tiere und glänzen mit ihrem Vorwissen. Sie sind in der Lage, nach dem Hofbesuch eigene Einschätzungen zu Tierhaltung und weiteren landwirtschaftlichen Themen zu treffen. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und Bewertungskompetenz werden so fassbar.  

Abschließend, werden alle Projekttage von den ALH- und PH-Studierenden gemeinsam mit den Projektpartnern evaluiert und es gibt Feedback der Lehrkraft zu Doppelstunden und Hoftag.

Und nach dem „Kooperativen Ausbildungsprojekt Landwirtschaft macht Schule“?

Die Ergebnisse, also das erarbeitete Material für 5. Klasse und das der Stationen des Hoftags, werden nach abschließender Durchsicht und Korrektur dem Projekt „Lernort Bauernhof Baden-Württemberg“ zur Verfügung gestellt und sind dort interessierten Lehrkräften auch im Nachhinein zugänglich. Es wurden bereits mehrere Themenkomplexe veröffentlicht.

Die Wirksamkeit des Projekts zeigt sich erst nach einigen Jahren, wenn Anfragen früherer PH-Lehramtsstudierender des „Kooperativen Ausbildungsprojekts Landwirtschaft macht Schule“ das Projektteam erreichen und wenn für die eigene Schulklasse ein geeigneter „Lernort Bauernhof Betrieb“ gesucht wird, um das Thema Landwirtschaft aktiv in den Unterricht einzubauen.

Die Besonderheit des „Kooperativen Ausbildungsprojekts Landwirtschaft macht Schule“ ist und bleibt seine Einzigartigkeit in ganz Deutschland. Dass Landwirte (bzw. Meisteranwärter) und Lehramtsstudierende gemeinsam Lehrinhalte für Schülerinnen und Schüler konzipieren und vermitteln (schulisch und außerschulisch), gibt es in dieser intensiven Zusammenarbeit sonst nirgendwo in Deutschland.

Fazit: Win-Win-Win-Situation für Studierende, Schülerinnen und Schüler

Das Fazit nach 10 Jahren „Kooperatives Ausbildungsprojekt Landwirtschaft macht Schule“  ist eine „Win-Win-Win-Situation“ für alle Beteiligten: Lehramtsstudierende haben die Chance, einen Bauernhof aus eigener Anschauung kennenzulernen. Angehende Landwirtschaftsmeister und -meisterinnen können die Arbeit der zukünftigen Lehrkräfte begreifen, alle lernen die vielfältigen Möglichkeiten des Bauernhofs als Lernort kennen. Schülerinnen und Schülern werden altersgemäß und all ihre Sinne ansprechende landwirtschaftliche Sachverhalte nähergebracht und womöglich ihr Interesse an der Landwirtschaft und den „Grünen Berufen“ geweckt. Außerdem: Die beiden Berufsgruppen Lehrer und Landwirt lernen sich kennen und kommen miteinander ins Gespräch, eventuell bestehende Vorurteile können abgebaut werden.

Der landwirtschaftliche Berufsstand in der Region – also der Bauernverband Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems – ist von dem Konzept des außerschulischen Lernens sehr überzeugt und unterstützt mit der Fachexpertise aus „Klassenzimmer Bauernhof“ gerne das „Kooperative Ausbildungsprojekt Landwirtschaft macht Schule“. Es bietet die einmalige Chance, angehenden Lehrkräften der Sekundarstufe 1 in ihrer ersten Ausbildungsphase die Landwirtschaft auf einem Hof nahezubringen, sowie ihnen den Bauernhof als Lernort vorzustellen.

 

 

 

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