Infos vom Bauernverband: Weihnachtsbrief 2023
Liebe Mitglieder,
liebe Partner unserer berufsständischen Arbeit,
gibt es mittlerweile ein Umdenken in Politik und Gesellschaft? Fast hat man den Eindruck, dass sich in letzter Zeit die Prioritäten wieder verlagern.
Noch zu Beginn der Corona-Pandemie und später während der Ukraine-Krise stand im Fokus der gesellschaftlichen Diskussion, wie immer höhere und damit auch teurere Standards in der Landwirtschaft aber auch anderen Branchen umgesetzt werden sollten.
Seit einiger Zeit ist davon immer weniger zu spüren.
Dass das Europäische Parlament gegen das Pflanzenschutzreduktionsgesetz gestimmt hat, ist dabei besonders erwähnenswert. Offensichtlich haben viele EU-Parlamentarier unserer Argumentation folgen können und festgestellt, dass man den landwirtschaftlichen Betrieben und der Bevölkerung doch nicht alles zumuten kann, was am Schreibtisch ausgebrütet wird.
Das ist gut so – zumindest ein Denkprozess hat begonnen.
Eines steht für uns Landwirtinnen und Landwirte aber weiterhin fest:
Die Themen Klima-, Umwelt- und Tierschutz stehen auf der Tagesordnung. Diesen können und dürfen wir uns nicht verweigern. Wir müssen den Dialog weiter suchen und mit allen gesellschaftlichen Kräften kommunizieren. Denn: Wir sind Zukunftsbauer!
Für uns ist aber wichtig, dass man sich am Machbaren ausrichtet und den genannten Themen mit Sachverstand und praktischen Lösungsansätzen begegnet.
Wir sagen entschieden „Nein“ zu einer Verbotspolitik mit ungewissem, ja gefährlichem Ausgang für unsere landwirtschaftlichen, meist in der Familie geführten, Betriebe. Diese sind nach wie vor das Rückgrat der menschlichen Existenz – sie sichern nämlich die Ernährung. Ohne Bauern gibt es nichts zu essen!
Unsere Verbandsarbeit sehen wir in diesem Bezug als erfolgreich an. Politische Entscheidungen fallen nicht vom Himmel, sondern müssen durch fachliche Expertise und Nachdruck begleitet werden. Beides verfolgen wir mit ganzem Herzen.
Jüngstes Beispiel ist die langwierige Entscheidung um die Wiederzulassung von Glyphosat auf EU-Ebene. Die Überzeugungskraft der vielen landwirtschaftlichen Ackerbauern ist auf den fruchtbaren Boden einer nachdenklich gewordenen Bevölkerung gefallen. Gepaart mit der aktuellen Datenlage der europäischen Lebensmittelbehörde und der Fachkunde seiner Anwender nach dem Motto „so wenig wie möglich, so viel wie nötig“ kann das Herbizid einen bedeutenden Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit im Ackerbau leisten – wenn es sachkundig eingesetzt wird.
Dennoch wissen wir Landwirtinnen und Landwirte um Ängste in der Gesellschaft um den chemischen Pflanzenschutz und nehmen diese ernst, auch wenn sie manchmal nicht nachvollziehbar sein mögen.
Wir akzeptieren die wissenschaftlichen Hürden der Zulassung in Deutschland und Europa, und setzen uns für modernste Pflanzenschutztechnik ein. Doch auch wir Bauern müssen die Wirtschaftlichkeit unserer Arbeit bedenken, denn wir sind dem globalen Wettbewerb und Weltmarktpreisen ausgesetzt. Doch wir versprechen der Gesellschaft: Sie können unserer Ausbildung und Expertise in der Landwirtschaft vertrauen. Deshalb bitten wir die Menschen, die Fragen haben oder denen unsere Arbeit Unbehagen bereitet: Kommen Sie freundlich auf uns zu, und lassen sie uns respektvoll einander zuhören.
Trotz aller Probleme und politischen Herausforderungen nutzen wir das Jahresende um innezuhalten, Rück- und Ausblicke zu wagen. Wir danken Ihnen für die freundliche und gute Zusammenarbeit im letzten Jahr, alle Unterstützung und wünschen Ihnen eine friedvolle und erfüllende Advents- und Weihnachtszeit sowie ein gesegnetes Neues Jahr 2024.
Ihre
Jürgen Maurer und Helmut Bleher
Vorsitzender und Geschäftsführer im Bauernverband Schwäbisch Hall - Hohenlohe - Rems e.V.
- Im Anhang dieser E-Mail finden Sie unseren Weihnachtsbrief als PDF-Datei -