Position des Bauernverbandes zur Situation der Landwirte zwischen den Wünschen der Gesellschaft und den Angeboten der Politik.

Die Berliner Gespräche zum Agrargipfel am 2. Dezember 2019 unter Leitung der Bundeskanzlerin Angela Merkel kommen der Dialogbereitschaft der Bauern und ihrer Verbände entgegen. Gleichwohl ist der Weg lang und führt in alle Bereiche der Gesellschaft. Diskussionsrunden hier vor Ort belegen das.    

 

Dörzbach

Auf dem Podium in Dörzbach v.l.n.r.: Helmut Bleher/ Geschäftsführer Bauernverband, Harald Ebner/ MdB Bündnis 90/ Die Grünen, Arnulf von Eyb/ MdL CDU, Stephen Brauer/ MdL FDP, Udo Stein/ MdL AfD, Jürgen Maurer/ Vorsitzender Bauernverband

Eindrucksvoll haben die Bauern in den letzten Wochen klar gemacht, dass es so nicht weitergehen kann. Beginnend mit den Grünen Kreuzen an den Feldern als “Einspruch”. Gegen das, wie vorliegend nicht umsetzbare, Volksbegehren und zu Tausenden mit ihren Traktoren auf den Straßen und in der Hauptstadt: sie machen aufmerksam auf ihre teils ausweglose Situation. Die verschiedensten landwirtschaftlichen Gruppierungen gingen dafür aufeinander zu und ins Gespräch, auch mit der Kanzlerin.

 

In Dörzbach / Hohenlohe ging es am 4. Dezember in einer Podiumsdiskussion des Bauernverbandes darum, welche Form der Landwirtschaft zukünftig möglich sein wird. Themen waren neben dem Volksbegehren “Pro Biene”, dem Eckpunkte-papier der Landesregierung in Stuttgart, vor allem auch die zukünftige Rolle der Politik, des Lebensmitteleinzelhandels und der Gesellschaft. 130 Landwirtinnen und Landwirte, aber auch einige Nichtlandwirte, diskutierten deutlich und hoch emotional mit den Vertretern der Parteien. Einig war man sich darüber, dass der Klimawandel stattfindet und alle Kräfte dazu gebraucht werden, die Probleme anzugehen. Für zukünftige Diskussionen muss ein Konsens gefunden werden. 

 

 

Auf dem Podium von links nach rechts, Peter Treiber, Landwirt aus Fellbach und Vorsitzender des Bundes der LandjugendWürttemberg-Baden, Ernst Häcker, Obstbauer und Wengerter, Volker Escher, Landwirt und Direktvermarkter, Johannes Enssle, Landesvorsitzender des Nabu, Michael Stuber Amtsleiter im Landwirtschaftsamt Backnang, Jürgen Maurer, Vorsitzender des Bauernverbandes und Geschäftsführer Helmut Bleher am Rednerpult.

 

Auch in das Bürgerzentrum in Waiblingen wurde am 5.Dezember zu einer Podiumsdiskussion des Bauernverbandes eingeladen. Themen waren auch hier die für die Landwirtschaft brennenden Fragen. 100 Besucher, eine Gruppe aus Landwirten und Nichtlandwirten, diskutierten mit den anwesenden Vertretern der Verbände und des Landwirtschaftsamtes u.a. über die Grenzen des Ökolandbaues, über notwendigen Pflanzenschutz und über die Besonderheiten der eher kleinteiligen Landwirtschaft im Rems Murr Kreis. Einig war man sich darüber, dass der Klimawandel stattfinde und die Folgen, bewältigt werden müssen. Die daraus entstehenden Aufgaben sollten gemeinsam gelöst werden.

 

 

Jürgen Maurer

 

Jürgen Maurer als Vorsitzender zur Position des Bauernverbandes:

 

“Wir fordern für die Zukunft eine wirkliche Agrarwende. Mit wirklich meinen wir Innovationen, ganz neue Ideen und Freiräume. Durch Verbote und Gängeleien wird sich grundsätzlich nichts ändern. Weder in den Köpfen noch in den Ställen oder auf den Feldern. Anstatt den Bauern eine wirtschaftlich profitable Tätigkeit auf ihren Höfen immer weiter zu erschweren, erwarten wir von der Politik: Vertrauen in unsere Arbeit, einen weiterführenden Dialog und Mut zu neuen Rahmenbedingungen.  

 

Die Landwirtschaft wird zukünftig noch stärker klarstellen, dass jeder von uns dazu beiträgt, die Umwelt immer stärker zu belasten. Durch unser Leben allgemein, unsere Wohnung, Heizung und Warmwasser, unsere Ernährung und dadurch, dass wir beispielsweise Auto fahren, mit Flugzeugen fliegen oder die Schienennetze nutzen. Jeder von uns trägt somit dazu bei, dass beispielsweise die Insekten sterben. Es ist einfach falsch, dies ausschliesslich auf die Landwirtschaft zu schieben!

 

Wir sehen es als gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Lösung dieser dringenden Probleme anzugehen. Die Landwirtschaft ist nicht die Ursache sondern ein wichtiges “Werkzeug” zur Lösung. Wir gehen das an, weil wir die Lebensmittel produzieren, die wir alle essen und trinken. Wir sind ganz nah dran, weil wir unsere Tiere, Äcker, Weinberge und Wiesen bestens kennen. An diesen Lösungen arbeiten wir gern mit. Das tun wir freiwillig, so wie es in die jeweiligen Betriebe passt, und mit Überzeugung. Aber nur, wenn jeder einzelne in unserer Gesellschaft dazu beiträgt. Denn das kann die Landwirtschaft allein nicht schaffen!

 

Wir fordern praxisnahe und wissenschaftlich fundierte Lösungsansätze und Unterstützung von der Politik. Denn zum einen nehmen uns einseitige Beschuldigungen und Verordnungen die Motivation und zum anderen die Lebensgrundlage. Biodiversität und Artenschutz geht uns alle an, deshalb müssen die dadurch erhöhten Kosten zur Produktion unserer Lebensmittel von allen getragen werden. Das FRANZ-Projekt beispielswiese bietet dafür realistische Grundlagen für gut nachvollziehbare Rahmenbedingungen. Wir müssen unsere Höfe unternehmerisch bewirtschaften, sonst schliessen wir sie über kurz oder lang. 

 

Wir begrüßen die Ankündigung der Bundeskanzlerin auf dem Agrargipfel zu mehr Dialog mit der Landwirtschaft und freuen uns über den Respekt für die Agrarbranche. Die Landwirtschaft hat sich auf verschiedenen Wegen Gehör verschafft, ob in Verbänden organisiert oder nicht. Darauf können wir Bauern alle stolz sein. Wir werden gesehen und gehört. Nun fordern wir insbesondere die jungen Landwirtinnen und Landwirte auf, an diesen Lösungen mitzuarbeiten und sie mitzugestalten. Ob in Verbänden oder Arbeitskreisen: es steht viel auf der Tagesordnung. Wir brauchen jede Hilfe, neue Wege zu gehen, die der Landwirtschaft eine Zukunft und Berechenbarkeit geben.”

 

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