Fachgespräch Milch 2025 am 8. Januar in Gaildorf
Die „Hidden Milchchampions“ aus Hohenlohe
Foto: Die vier "Hidden Milchchampions" aus Hohenlohe (v.l.): Rainer Kubach (Dorfkäserei Geifertshofen), Josef Vögele (Milchwerk Crailsheim-Dinkelsbühl), Friedemann Vogt (Molkerei Schrozberg) und Martin Boschet (Hohenloher Molkerei).
Kaum bekannt: Im Landkreis Schwäbisch Hall gibt es vier Molkereien. Und alle können sich als „Hidden Champions“ bezeichnen, weil sie fast unbekannt in ihrem Marktsegment führen und dazu über Jahre hinweg gute bis beste Milchpreise bezahlen. Beim Milchfachgespräch des Bauernverbands zum Jahresbeginn in Gaildorf haben sie sich vorgestellt.
Ob Heumilchkäse aus Geifertshofen, Grillkäse aus Crailsheim, Bio-Eis aus Schrozberg oder höchstwertige Trinkmilch und Butter aus Schwäbisch Hall: Die Molkereien in Hohenlohe gehören zur Spitze in Deutschland.
Dass die Bauern in Hohenlohe wissen wollten, wie ihr Vermarkter im regionalen Vergleich aufgestellt ist, wurde am überragend guten Besuch des Fachgesprächs Milch in der Limpurghalle Gaildorf deutlich. Einig waren sich alle: Die Hohenloher sind vorne und darauf darf man als Landwirt, der mit seiner täglichen Milchlieferung die Basis legt, stolz sein.
Foto: Nahezu alle Plätze sind beim Gaildorf Fachgespräch Milch am 8. Januar 2025 besetzt.
Erstaunliche Töne auch aus ökonomischer Sicht: Die Aussichten für die Milchviehhalter und die Milchverarbeiter sind positiv. Das war eine der Kernaussagen des Abends, den Martin Boschet als Branchenexperte und Geschäftsführer der Hohenloher Molkerei, des größten Milchverarbeiters in der Region, mit auf den Weg gab. Er verwehrte sich ausdrücklich dagegen, in Pessimismus zu verfallen. „Milcherzeuger haben gute Perspektiven!“ Spezialisiert auf Trinkmilch, Butter, Sahne, Joghurt, Kefir und Co. beliefert die Hohenloher Molkerei vor allem den Lebensmitteleinzelhandel „Für mich gehört zum Selbstverständnis, dass man die Milchprodukte, die man in der Region herstellt, auch hier anbietet,“ sagt Boschet. Dass die Molkerei ein verlässlicher Partner für die Bauern ist, zeigt ein Ranking der Fachzeitschrift Top Agrar: Im Fünfjahreszeitraum belegt Hall deutschlandweit Platz 1.
Foto: Martin Boschet (r.) ist Geschäftsführer der Hohenloher Molkerei in Schwäbisch Hall.
Hidden-Champion auf dem Grill: Bekannter Grillkäse wird in Crailsheim hergestellt
Das Milchwerk Crailsheim-Dinkelsbühl deckt einen anderen Markt ab: Es hat sich auf Käseherstellung mit hoher Produktionstiefe und besondere Käsesorten spezialisiert. Bekannt ist der Grillkäse. Dass dieser in den meisten Fällen aus Crailsheim kommt, ist eher unbekannt. Die Crailsheimer Milchbauern wissen: Auch Ihre Molkerei zahlt gute Preise. Traditionsgemäß beteiligt man sich als Crailsheimer Milcherzeuger aber nicht an Milchpreisvergleichen. Man weiß auch so, dass man gut aufgehoben ist.
Einem speziellen Ansatz hat sich die Molkereigenossenschaft Hohenlohe-Franken verschrieben. Die Schrozberger setzen auf ein sehr breites Produktspektrum. Bekannt sind sie aber als bedeutendste Demeter-Molkerei Deutschlands. „Wir leben hervorragend aus der Kombination ökologischer und konventioneller Milch“ sagt Geschäftsführer Friedemann Vogt. Die Bauern halten über die Produktionsart hinweg zusammen und entwickeln ihr Unternehmen weiter. Die Marken „Schrozberger Molkerei“ sowie „Echt Franken“ sind unverzichtbar für dieses Zusammenspiel. Hergestellt werden eine Vielzahl von Joghurtsorten, Frischmilch, Quark, Sahne, Butter sowie zunehmend Eis. Hier ist man Marktführer im Biosegment. Auch Speziell: Seit über 35 Jahren setzt man auf Mehrweg-Glasabfüllung.
Foto: Friedemann Vogt ist Geschäftsführer der Molkereigenossenschaft Hohenlohe-Franken eG - der Molkerei in Schrozberg.
Die Dorfkäserei Geifertshofen AG ist der kleinste Milchverarbeiter im Bunde. Aus jährlich 2,1 Mio. Liter Bio-Milch werden regionale Schnittkäsespezialitäten mit klangvollen Namen „St. Barbara“, „Maiweide“ oder „Sonnentaler“ gekäst. Rainer Kubach ist Vorstand der Dorfkäserei und betont die regionale Vermarktung im Dreieck zwischen Stuttgart, Würzburg und Heidelberg. In Geifertshofen versucht man ebenso, alle Zwischenprodukte der Käseherstellung als Milchprodukt zu vermarkten. Gekäst wird nicht nur von Profis, sondern auch von Anfängern im Rahmen der „Käseschule“.
Foto: Bei der verarbeiteten Milchmenge blickt Vorstand Rainer Kubach im Vergleich mit den anderen Molkerei zwar nach oben, nicht jedoch bei der Qualität - die Dorfkäserei Geifertshofen produziert besondere Schnittkäsespezialitäten, die vor allem an der Käsetheke gekauft werden.
Vorsitzender Jürgen Maurer: Mit gut aufgestellten Unternehmen in Bauernhand in die Zukunft
Dem Vorsitzenden des Bauernverbands, Jürgen Maurer, und dem Geschäftsführer, Helmut Bleher, war schon bei der Planung des Fachgesprächs Milch wichtig, dass es bei allen unwägbaren Veränderungen in der Landwirtschaft jetzt darum geht, auch gute Perspektiven aufzuzeigen. Jürgen Maurer: „Es ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil, mit gut aufgestellten Unternehmen, die dazu den Bauern selbst gehören, die Zukunft anzugehen!“ Die anschließende Diskussion zeigt, dass die Bauern diese Botschaft im Grunde gut annehmen, aber angesichts steigender Kosten, Auflagen und globaler Krisen sehr verunsichert sind.
Foto: Gespannt lauscht das Publikum den Referenten beim Fachgespräch Milch am 8. Januar 2025 in Gaildorf. Vorne sitzt unser Bauernverbandsvorsitzender Jürgen Maurer.
Umso wichtiger ist es für Helmut Bleher als Berater und Ansprechpartner der Bauernfamilien, dass man sich der Chancen wieder bewusster wird und nicht in falschen Pessimismus verfällt. Dies umso mehr, wenn man auf gute Partner setzen kann, die - und das war auch für manchen neu - eng zusammenarbeiten und sich im Produktportfolio ergänzen. Denn, so Martin Boschet: „Im Hofgut Markt in Hessental findet man Käse aus Geifertshofen, Biojoghurt aus Schrozberg und Grillkäse aus Crailsheim“. So profitieren auch die Kunden vor Ort von den „Hidden Milchchampions“ aus Hohenlohe.
Foto: Bei der Diskussion im Anschluss an die Vorträge stellen Bauernverbandsgeschäftsführer Helmut Bleher sowie das Publikum ihre Fragen an die vier Molkereichefs.