Erntepressegespräch mit Agrarminister Peter Hauk bei der BG Neuhof
Jürgen Maurer: „Wer bestellt, der bezahlt auch“
Vorsitzender Jürgen Maurer macht deutlich: „Damit Landwirtschaft Klima- und Umweltschutz anpacken kann, braucht sie Vertrauen und Rückendeckung.“ Auch Minister Peter Hauk ist extra zum Erntepressegespräch bei der BG Neuhof angereist.
Foto: Peter Hauk im Austausch mit Jürgen Maurer (li.) und Gerd Schonder beim Praxisteil des Erntepressegespräches 2024 unseres Bauernverbands. (c) David Benzin/Bauernverband
Mehr Tierwohl, mehr Umweltschutz, mehr Klimaschutz – das wünscht sich der Großteil der Verbraucherinnen und Verbraucher. Die Agrarpolitik unter Landwirtschaftsminister Özdemir und seinen vorigen Amtsinhabern versucht dies durch Gesetze und Verordnungen in Ställe und auf Äcker zu bringen. Doch was auf dem Papier funktioniert, klappt in der Praxis nicht automatisch. Jürgen Maurer, Vorsitzender des Bauernverbands Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems e.V., fordert darum „eine praxistaugliche Agrarpolitik.“ Auf dem Erntepressegespräch bei der Betriebsgemeinschaft (BG) Neuhof stößt er am 25. Juli auf offene Ohren.
Foto: Austausch unserer Vorstandsmitglieder beim Erntepressegespräch in der Werkstatt der BG Neuhof am 25.7.24. (c) David Benzin/Bauernverband
Zahlreiche Gäste aus Landwirtschaft, Kommunalverwaltung und Landespolitik tauschten sich bei mehr als 25 Grad Celsius an diesem sommerlichen Donnerstagnachmittag mit der Amtschefin des Ministeriums, Isabel Kling, und Peter Hauk, dem Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, aus. Mittlerweile ist das Erntegespräch mit Landwirtinnen und Landwirten aus der Region zu einer Tradition des Bauernverbands geworden. Direkt nach dem Begrüßen der Gäste findet der Vorsitzende Maurer klare Worte: „So wie es momentan politisch, vor allem auf Bundesebene läuft, verlieren wir an Substanz, an Fundament,“ gibt er zu bedenken.
Und er ergänzt zu den Leitthemen Klimaschutz, Umweltschutz und Tierwohl: „Wir sind die letzten, die das nicht umsetzen wollen.“ Aber – er meint das Ungleichgewicht von Wunsch und Wirklichkeit – die Landwirtschaft könne das nicht auf eigene Faust schaffen, nicht ohne Rückendeckung. Dafür brauche es Vertrauen aus Politik, Gesellschaft und vor allem eine Finanzierung: „Wer bestellt, der bezahlt auch.“ So kenne er es auch aus der Landwirtschaft.
Foto: Jürgen Maurer während seines Wortbeitrages beim Erntepressegespräch. (c) David Benzin/Bauernverband
Daran knüpft auch Landwirtschaftsminister Peter Hauk an: „Die Landwirtschaft ist nicht das Problem, sie ist der Schlüssel zum Lösen des Problems.“ Zudem zählte er auf, welche Vielfalt an Betrieben es auch weiterhin geben müsse:
- Professionelle Betriebe in Ackerbau und Tierhaltung auf den jeweiligen Gunststandorten, die eine Kostenführerschaft haben;
- Kleinere Betriebe, die auf Qualitätsführerschaft setzen (besonders für regionale Märkte wie Ökobetriebe, Sonderkulturbetriebe, Betriebe mit Tierwohlprogrammen)
- Und Nischenbetriebe, wie solche, die auf Bioenergieproduktion spezialisiert sind.
Foto: Landwirtschaftsminister Peter Hauk war ebenfalls zu Gast. (c) David Benzin/Bauernverband
Dass auch große, professionelle Ackerbaubetriebe wie die BG Neuhof enorme Herausforderungen stemmen müssten, macht BG-Geschäftsführer Gerd Schonder an Praxisbeispielen deutlich. Das feuchte Wetter sei 2024 beim Pflanzenschutz eine große Herausforderung, erklärt der Ackerbauer. Druck durch Pilzkrankheiten und wenig Sonnenstunden hätten z. B. in Getreide zu Mindererträgen geführt. Verfügbare Pflanzenschutzmittel verschwinden eher vom Markt, als dass neue zugelassen werden. Ausufernde Dokumentation sowie vielfältige Ver- und Gebote machen es schwer, nach guter fachlicher Praxis zu arbeiten, wie es einmal in der Ausbildung gelernt wurde. Das schlägt sich auch in Unverständnis gegenüber unsinnigen Verordnungen nieder und führt zu Frust bei Entscheidungsträgern in der Landwirtschaft. Etwas Positives hatte das Wetter 2024 jedoch: Durch wenig bis keine Hitzetage, konnte der Ertrag gesichert werden – wenn es auch aufgrund der feuchteliebenden Pilze eine leicht unterdurchschnittliche Ernte werden wird.
Foto oben: Gerd Schonder spricht über die Ackerbausaison 2023/24 - auch sein Vortrag erntet Applaus. (c) David Benzin/Bauernverband
Foto unten: Jürgen Maurer dankt den Gastgeberfamilien Schonder und Horsch, die die Geschäftsführung bei der BG Neuhof innehaben. (c) David Benzin/Bauernverband
Foto oben: Nach dem Austausch auf dem Hofgut ging es in die Praxis - auch ein Minister sollte mal im Drescher dabei sein. (c)David Benzin/Bauernverband
Foto unten: Abschlussfoto nach der "Ernterunde" mit (v.l.): Jürgen Maurer, Peter Hauk, Anna Schonder, Gerd Schonder und Mähdrescherkapitän Simon Vogtmann. (c) David Benzin/Bauernverband