Bauernverbandsvorsitzender Jürgen Maurer: „Ernährungsicherung ist keine Spielwiese!“

Bürokratie und Wetterlage zwingen die Bauern in die Knie

Anlässlich des Erntepressegesprächs des Bauernverbands Schwäbisch Hall - Hohenlohe - Rems e. V. auf dem Schweinezuchtbetrieb der Familie Borg in Wallhausen bewertete der Vorsitzende die Brüsseler Agrarpolitik, insbesondere die vor einem Jahr verabschiedete Agrarreform, als Fiasko angesichts der sich nun abzeichnenden Witterungsprobleme.

 

Foto: Unser Vorsitzender Jürgen Maurer wertet die Ernte 2023 im Verbandsgebiet aus.

„Green Deal und Farm to Fork – Politik erleben derzeit die Konfrontation mit der Wirklichkeit“, so Maurer. „Pflügeverbot im Herbst, Begrünungszwang und Stilllegungspflicht bringen die Bauern an den Rand der betrieblichen Existenz!“

 

Der Vorsitzende macht an seinem eigenen Betriebsbeispiel klar, wie widersinnig die einzelnen Vorschriften bei schwierigen Wetterlagen wirken und welche Konsequenzen die Bauern zu tragen haben: „Seit diesem Jahr ist ein großer Teil meiner Ackerfläche sogenanntes Erosionsgebiet. Darauf muss ich nach der Ernte begrünen und darf vor Mitte Februar nicht pflügen.“ Die Folge: Auf diesen Flächen ist unter Verhältnissen wie in diesem Jahr keine Zuckerrübe und kein Mais möglich. Denn Sommerkulturen benötigen ein gut vorbereitetes, trockenes Saatbett mit guter Wasserverfügbarkeit. Der Pflug im Frühjahr zerstört die Bodenkapillaren. Die Saat trocknet aus. „Eine offene Fruchtfolgegestaltung ist die einzige wirkliche Möglichkeit, um die Kulturfrucht erfolgreich zur Ernte zu bringen. Wenn unsere Tools eingeschränkt werden, dominieren Unkräuter und Ungräser,“ ergänzt der Ackerbauer Maurer.

 

Birgit und Walter Borg stellen ihren Betrieb als Gastgeber des diesjährigen Erntepressegespräches vor.

 

Er betont, dass die Bauern grundsätzlich dafür stehen, mehr ökologische Leistungen für Klima und Umwelt zu erbringen. Das müsse aber auch praktikabel sein.  Man könne nicht gleichzeitig verbieten zu pflügen, Begrünungen verpflichtend vorschreiben und Glyphosat verbieten. Im Frühjahr kann nicht überall gepflügt werden. „Im Jahr 2023 sehen wir, wie alles gegeneinander laufen kann. Ein nasses Frühjahr, das die Bestellung und Saat zu spät ermöglicht hat, gleich darauf absolute Trockenheit, die die Pflanzen nicht gedeihen ließ und jetzt einen verregneten Sommer mit erheblichen Ernteproblemen. Das alles ist mit den Vorschriften aus Brüssel nicht kompatibel. Wenn wir nicht eine grundsätzliche Änderung bekommen und den Bauern die Freiheit wieder geben, dann zu pflügen, zu säen und zu ernten, wenn der optimale Zeitpunkt ist, werden uns nicht nur die Pflanzen, sondern auch die Bauern zugrunde gehen“, sagt Maurer.

Landwirtschaftsminister Peter Hauk (r.) kommentiert die Ernte 2023 aus Sicht der Landesregierung. 

„Wir müssen zwischenzeitlich so weit gehen“, sagt der Geschäftsführer Helmut Bleher, „dass wir nicht nur einen Verordnungsstopp, sondern eine Rücknahme von widersprüchlichen Vorschriften fordern.“ Der Verband spricht in diesem Zusammenhang ganz konkret Stilllegungsverpflichtungen, Pflanzenschutz- und Bearbeitungsverbote sowie Düngevorschriften an. Die Landwirte müssen gerade in Zeiten sich verschärfender Klimasituationen in die Lage versetzt werden, ihre Äcker bedarfsgerecht zu bearbeiten und zu düngen. „Uns nützen keine Regelwerke, die im wohltemperierten Büroumfeld zwischen 9 und 17 Uhr erfunden werden und beim ersten Praxistest hoffnungslos versagen,“ meint der Vorsitzende Jürgen Maurer.

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