Apfelernte 2020: Nun sind nur noch die späten Sorten dran.

„Da schlägt mein Herz höher, da sehe ich wofür ich arbeite“, sagt Michael Häussermann, wenn er im Herbst durch seine Baumreihen mit den letzten Äpfeln des Jahres geht. Wohin man schaut in Heidenhof - Leutenbach: Überall sieht man Hagelnetze über den langen Reihen schlanker Bäume – entweder noch geöffnet und als Schutz gegen Hagel oder Sonne – teils schon geschlossen, weil die Äpfel bereits geerntet sind. Nur noch die späten Sorten wie Pinova, Braeburn oder Jonagold hängen in bis zu 3,50 Höhe. „Dafür braucht es Hebebühnen zum Ernten“, erklärt der Obstbauer. Auf bis zu 60 Hektar der Flächen rings um den Ort werden von insgesamt vier Höfen Äpfel angebaut.

Von dem, bereits 1694 gegründeten Hof Häussermann, inzwischen sind es zwei Höfe und damit auch zwei Betriebe, werden zwölf Hektar für Äpfel genutzt. Zwei Brüder teilen sich in die verschiedenen „Gewerke“. Michael Häussermann ergänzt seine Arbeit mit den Äpfeln um den Anbau von Zwetschgen, Birnen, verschiedenen Beerensorten und er bewirtschaftet 100 Hektar Ackerland mit Weizen und Mais. Seine Gewächshäuser auf einer Fläche von 50 Ar, also 5000 Quadratmetern, sichern fast neun Monate lang frisches Obst, für das es in unserer Gegend im Freien zu kalt wäre. „Die Himbeeren und die Erdbeeren aus dem Gewächshaus gehen an unsere Bäcker und in unsere Läden“, berichtet Obstbauer Häussermann. „Auch Schulen werden im Rahmen eines EU-Programmes von uns mit Schulobst beliefert. Dafür gehen die kleinen Äpfel gut, die großen liefern wir schon geschält für die Kuchen an Bäckereien. Der Rest wird verkauft“, ergänzt der Landwirt. Zusammen sind das immerhin 300 Tonnen Häussermann-Äpfel im Jahr. Er freut sich, dass sie alles selbst verwerten können, ob für den Verkauf an Partner und Schulen, im Laden oder für den Most. Einmal mehr zeigt sich, wie wichtig gute Netzwerke in der Landwirtschaft sind. „Bäcker zum Beispiel, sind wichtige Kunden für uns“, betont Michael Häussermann mehrfach.

 

 

 

Wir sind mit unseren Läden schon einer der stärkeren Direktvermarkter. Davon betreibt er insgesamt vier in Backnang, die er zusammen mit seiner Mutter aufgebaut hat. Gestartet waren sie mit Straßenverkauf und mit Erdbeeren. Heute gibt es dort ein vollwertiges Sortiment an Lebensmitteln. Das das so ist, verdanken die Kunden auch dem Hof des Bruders, von dem zum Beispiel die Eier und die Kartoffeln kommen. Ein guter Freund steuert fast ganzjährig frischen Salat bei. Weitere Produkte, wie Fisch oder Käse, werden regional zugekauft.

 

 

 

Auch als konventionelle Landwirte achten wir auf die Umwelt, erklärt der Direktvermarkter Häussermann. „Bei uns in den Läden ist alles unverpackt, das gibt es sonst so nicht. Auch gibt es bei uns schon seit mehr als sechs Jahren ein Mehrwegsystem für unsere Mittagessen, um Aluminium zu sparen“. Das ist dann konsequenterweise auch günstiger zu haben, als das Essen in den Alu-Verpackungen. In Zeiten der steigenden Angebote zum Mitnehmen, oder neudeutsch „To Go“, ein wichtiger Beitrag. Das er mit seiner Arbeit Geld verdienen muss, daraus macht der Obstbauer Michael Häussermann kein Geheimnis. Und auch nicht daraus, dass das nicht immer der Fall ist. Er beschäftigt ganzjährig bis zu 18 Saisonarbeiter und die Eltern helfen zusätzlich mit. Was ihm zu schaffen macht, sind die Arbeitslöhne in der Landwirtschaft. „Dafür sind die Produkte zu billig,“ weiß er als Geschäftsmann mit den zwei Standbeinen Landwirtschaft und Direktvermarktung. Er findet es erschreckend, wie wenig Wissen über die Zusammenhänge zwischen der Herstellung und den Angeboten im Supermarkt bei den Verbrauchern vorhanden zu sein scheint.  

 

 

 

Egal was wächst und geerntet wird: es wird selbst verkauft. „So sind wir auch zwölf Monate im Jahr auf den Beinen“, erklärt Michael Häussermann. Die Herbstzeit nach der Ernte ist bestimmt vom Roden und Neupflanzen. Die feinen Hagelnetze sind überall zu schließen, wenn seine kleinen Traktoren die 300 Kilogramm schweren Kisten mit den geernteten Äpfeln längst abtransportiert haben. Im eigenen Kühlhaus oder im sogenannten CA-Lager mit kontrollierter Atmosphäre können sie bis zum Juni des nächsten Jahres gut auf „ihren Einsatz“ beim Kunden warten. Speziell darauf abgestimmte Luftmischungen und Klimasysteme sorgen dafür, dass sie immer knackig frisch und lecker farbig bleiben.

 

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