Ackerbauer zählt zu den Gewinnern

von Hagen Stegmüller, Hohenloher Zeitung


Rudi Deitigsmann schnappt sich einen Spaten, läuft in die Mitte seines Braugerste-Felds und sticht zu. Die 30 Zentimeter hohe Scholle, die er aus dem Acker hebelt, steckt voller Regenwürmer. Manche sind klein und dünn, andere fingerdick. „Den Pflug haben wir abgeschafft“, sagt der 51-jährige Deitigsmann, „die Regenwürmer belüften den Boden besser und billiger.“

Das Jahr ist zwar erst vier Monate alt, doch Rudi Deitigsmann wird auch 2008 zu den Gewinnern zählen. Nach der Verdoppelung des Getreidepreises im vergangenen Jahr deutet sich an, dass der Preis auf diesem Niveau bleiben oder weiter steigen wird. Was für Hohenloher Schweinemäster wegen der hohen Futtermittelpreise einer mittleren Katastrophe gleichkommt, bedeutet für Getreide-Erzeuger wie Deitigsmann bares Geld. Während sein Arbeitsaufwand und seine Fixkosten annähernd gleich bleiben, vervielfacht sich sein Gewinn.


Im Frost gesät Im April ist die Arbeit der drei Deitigsmänner so vielfältig wie das ganze Jahr über. Rudi Deitigsmann senior (78) repariert Maschinen, Rudi junior (51) gräbt verstopfte Drainagen auf und macht sie frei. Derweil fährt Sohn Joachim (23) mit einem mächtigen Schlepper übers Feld und düngt die Braugerste mit Stickstoff. Die Gerste hat er dieses Jahr mitten im Frost am 14. Februar gesät. „Letztes Jahr haben wir es Mitte März gemacht, das war zu spät“, erinnert sich Joachim. Weil es im April 2007 keinen Tropfen regnete, verkümmerte die Gerste regelrecht. Die Folge waren 60 Prozent Ernteausfall. Dieses Jahr scheint sich das Risiko mit dem Säen bei Frost auszuzahlen. Die Setzlinge sind heil geblieben und haben zuletzt kräftig Wasser gesogen.


„Man kann sich auf nichts ausruhen“, sagt Rudi Deitigsmann, der mit seinem Sohn Joachim zwei neue Geschäftsfelder erschließt. Noch dieses Jahr werden sie mit anderen Hohenloher Bauernhöfen eine Betriebsgemeinschaft bilden. Vom Einkauf von Saatgut über die Bewirtschaftung der Felder bis zum Verkauf der Ernte soll alles gemeinsam organisiert werden.


Effizient arbeiten „Wir werden auch Äcker tauschen“, erläutert Deitigsmann, „da wird dann in Goggenbach Raps angebaut und in Kupferzell Winterweizen.“ So soll effizient gearbeitet werden, Anfahrts- und Umrüstzeiten für Traktoren sollen verringert werden. Zudem hat Rudi Deitigsmann das Ziel, seinen modernen Maschinenpark noch besser auszulasten.


Geschäftsidee Nummer zwei ist der Anbau von Pappeln, mit denen Deitigsmann in die regenerative Energiewirtschaft einsteigen will. Pappeln und Weiden sind sogenannte Kurzumtriebshölzer, die schon nach drei Jahren geschlagen und zu Hackschnitzeln verarbeitet werden. Das Ministerium für ländlichen Raum wird auf Deitigsmanns Betrieb im Sommer einen Sortenversuch starten.




Im April düngt Rudi Deitigsmann sein Sommergerste-Feld mit Stickstoff. Eingesät hat er den Acker schon Mitte Februar. Letztes Jahr war er später dran, dann kam der trockene und heiße April und ließ die Setzlinge verkümmern.Fotos: Hagen Stegmüller

Sohn Joachim (23) misst, wie schnell die Pappeln wachsen.

Deitigsmann gräbt seine Felder nicht um, so gibt es dicke Regenwürmer.

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