Preisverfall treibt Schweinebauern in Ruin

Jürgen Maurer: „Politik und Lebensmitteleinzelhandel verschärfen die Krise in unverantwortlicher Weise!“ Die Schweinepreise haben einen nie gekannten Tiefpunkt erreicht. Für das Ferkel erhalten die Bauern noch knapp über 20 Euro und für ein Kilo Schweinefleisch 1,20 Euro. Die Erzeugungskosten liegen jedoch bei rund 50 Euro für Ferkel und bei 1,60 Euro je Kilo Schweinefleisch. Im Gegensatz zur gewerblichen Wirtschaft, zum Beispiel im Maschinenbau, kann man die Produktion aber nicht einfach stoppen. Tiere müssen versorgt werden, auch wenn sich Futter, Arbeit und Investition nicht mehr rechnen.

Warum ist die Krise diesmal tiefgreifender als in früheren Zeiten? Geschäftsführer Helmut Bleher vom Bauernverband erklärt die Zusammenhänge: „In den vergangenen Jahren führte der ‚Schweinezyklus‘ auf europäischer und deutscher Ebene bei niedrigen Preisen zum Abbau von Stallplätzen. Danach kamen regelmäßig wieder Zeiten mit höheren Preisen, weil die Mengen fehlten. Die Schweinebauern sind an Preiskrisen im Prinzip gewöhnt! Doch,“ so der Fachmann: „stellen wir aktuell fest, dass weltweit Kapazitäten aufgebaut werden - nicht nur in China oder Amerika - sondern auch in den europäischen Schweinehochburgen wie Spanien, den Niederlanden oder Dänemark.“ In Deutschland hingegen findet ein massiver Bestandsabbau statt. Verursacht ist dieser durch politische Reglementierungen, die zu massiven Kostenerhöhungen für deutsche Schweinehalter führen. Unter dem Stichwort ‚Tierwohl‘ werden durch deutsche Gesetze Landwirte zu viel teureren Ställen und Technik, verbunden mit deutlich mehr Arbeit als bei der internationalen Konkurrenz, gezwungen. Die Kosten für deutsche Schweine liegen dadurch etwa 50 % höher. Man trifft sich aber auf den gleichen Märkten. „Deutsche Schweine sind unter den jetzigen gesetzlichen Bedingungen nicht konkurrenzfähig. Der aktuelle Preisverfall hat aber noch einen anderen Hintergrund: Wir können wegen der Schweinepest in Brandenburg die globalen Märkte nicht mehr bedienen und unsere Absatzmärkte in Fernost werden von Brasilianern und Amerikanern besetzt. China investiert selbst massiv in riesige Schweinefabriken“, so der Geschäftsführer des Bauernverbandes Bleher.

 

 

Jürgen Maurer, Vorsitzender des Bauernverbands Schwäbisch Hall Hohenlohe Rems: „Die immer strengeren Tierwohlvorgaben von Politik und Lebensmitteleinzelhandel LEH treiben unsere Bauern in den Ruin. Dazu kommt die wenig erfolgreiche Schweinepestbekämpfung in Brandenburg, die zu Marktverwerfungen führt. Politik und LEH verschärfen mit ihren einseitigen Vorgaben zum Tierwohl diese Krise in unverantwortlicher Weise.“

 

Gibt es eine Lösung? „Wir müssen feststellen, dass die jüngsten Beschlüsse der Bundes- und Landesregierungen dazu führen, dass Schweinehalter keine Chance mehr haben, international mitzuhalten. Trotzdem sind unsere Regale voll: Jüngst mit Schweinefilets aus Chile“, resümiert Jürgen Maurer und verweist darauf, dass die Politik mit abenteuerlichen Ideen dagegen steuern will. „Vorstellungen, dass Steuergelder und Tierwohlabgabe eine, aufgrund der Auflagen zu teure, Tierhaltung dauerhaft am Leben halten soll, sind durchaus kritisch zu sehen“, ergänzt er. Zumindest glaubt der Vorsitzende des hiesigen Bauernverbandes nicht, dass sich Landwirte auf politische Versprechungen über den Ausgleich von Wettbewerbsnachteilen verlassen können: „Wir können unseren Bauern nur empfehlen, Investitionen verstärkt zu hinterfragen und sich auf eine Produktion auszurichten, die vom Markt verlangt und deren Kosten über Markterlöse bezahlt werden.“ „Letztlich“, so fassen Jürgen Maurer und Helmut Bleher zusammen, „…schafft unsere Gesellschaft gerade eine in höchstem Maß auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Landwirtschaft in Deutschland ab und sorgt dafür, dass anderswo auf der Welt - ohne Rücksicht auf Tierwohl und Umweltschutz - riesige Produktionsanlagen entstehen, deren Produkte dann wieder auf unseren Tellern landen! Wollen wir das wirklich?“

 

 

Jürgen Maurer: „Wir erteilen jeder zusätzlichen Reglementierung, die zu neuen Kosten führt, eine eindeutige Absage. Wer jetzt bei der Landwirtschaft noch mal ‚darauf satteln‘ will, hat den ‚Schuss‘ nicht gehört: Die Bauern haben keine andere Chance, als aufzugeben. Und das ist keine billige Panikmache, sondern bittere Realität.“

 

 

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