Digitales Fachgespräch Milch und Veredlung 2021

Was ist auf den Märkten los? Milch und Fleischmärkte zwischen Katastrophenstimmung und weltweiter Nachfrage. Als Gastgeber hat sich der Bauernverband als Interessensvertretung der regionalen Bauern auf die aktuelle Situation sehr gut eingestellt. Die traditionellen Treffen des Verbandes im Winterhalbjahr, wie das "Fachgespräch Milch", werden dieses Jahr als Online-Konferenzen veranstaltet. Dafür konnte der Abteilungsleiter für Agrarmärkte der Landesanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und Ländlichen Raum (LEL) in Schwäbisch Gmünd Richard Riester für einen Beitrag gewonnen werden. Ebenfalls hat der Geschäftsführer der Hohenloher Molkerei Genossenschaft, Martin Boschet, einen Online-Einblick in die Marktsituation gegeben. Erstmals war die Veranstaltung für alle Tierhalter offen, in den Vorjahren nur für Milchviehhalter. Insgesamt 69 Interessierte haben das in den Abendstunden des 19. Januar 2021 genutzt und gingen dafür online.  

Der Vorsitzende Jürgen Maurer begrüßt zu Beginn und wünscht viel Erfolg und Gesundheit im neuen Jahr für alle. Er freut sich, dass das neue Format für Fachgespräche und Diskussionsrunden so gut angenommen wird.

 

 

Als Geschäftsführer der Hohenloher Molkerei geht der erste Digital-Redner des Abends, Martin Boschet, auf das Publikum an den Notebooks, Pads und Handys ein, indem er die aktuelle Situation so aufnimmt, „dass wohl jeder Milcherzeuger das Gefühl hat, keine Erträge mehr zu erwirtschaften“. Die Milchpreise sind im dritten Jahr in Folge gesunken. Er stellt die aktuellen Marktzahlen vor. Daraus wird seiner Ansicht nach deutlich, dass der deutsche Lebensmitteleinzelhandel (LEH) die Landwirte in den letzten Monaten wieder einmal ganz professionell an der Nase herumgeführt habe. Alle Demonstrationen seitens der Bauern, alles lautstarke Eingreifen der Politik und alle medienwirksamen „Spenden des LEH“ für die Landwirtschaft hätten nichts geholfen. Die Abnahmepreise für Milch und damit auch für Butter seien trotz aller Beteuerungen deutlich gesunken, im Handel für die Kunden jedoch nahezu gleichgeblieben. Es werde deutlich: Gut ein Viertel des vom LEH in den Verhandlungen erzielten niedrigeren Einkaufspreises verbleiben in den Taschen der Lebensmittel-Riesen. Weiter zeigt Boschet, wie eng der europäische Milchmarkt mit dem Weltmarkt verwoben ist. Das Angebot auf den globalen Märkten habe damit unmittelbaren Einfluss auf den Milchpreis auch in Hohenlohe. Immerhin exportiere Deutschland mehr als 50 % der hier erzeugten Milch. Zum guten Schluss seiner Ausführungen bestärkt Martin Boschet seinen Wunsch, „dass es gelinge, die Diskussionen zu versachlichen. Wenn alle Beteiligten - von Handel, über Politik bis zu den Bauern - nicht vereint versuchen, modifizierte Wege zu finden, wird es zukünftig ganz, ganz schwer Hofnachfolger zu finden. Damit wird die Milcherzeugungsmenge in Deutschland und auch in Hohenlohe künftig sinken. In die Diskussion um die Sicherung der Milcherzeugung in unserer Region bringe ich mich gern ein“, betont der Geschäftsführer der Hohenloher Molkerei.

 

 

 

Dafür dankt der Vorsitzende Jürgen Maurer im Namen seiner Kolleginnen und Kollegen ganz bewusst mit den Worten „Wir Bauern wünschen uns ganz einfach, dass unsere Arbeit bezahlt wird. Wir sind uns bewusst, dass der Lebensmitteleinzelhandel ein starker Gegenspieler ist. Das ist eine große Herausforderung – auch für die Politik, Umwelt – und den Naturschutz. Lösungen können wir nur gemeinsam erarbeiten“.

Er übergibt damit das Wort an den Abteilungsleiter für Agrarmärkte der Landesanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und Ländlichen Raum (LEL) inSchwäbisch Gmünd, Richard Riester. Der zweite Online-Redner liefert auf diesem digitalen Weg einen guten Überblick an Zahlen, Daten und Fakten aus dem Markt der Landwirtschaft, insbesondere der Schweine- und Rinderhalter. Er geht auf die Entwicklung der Futtermittelmärkte mit dramatisch steigenden Preisen ebenso ein, wie darauf, dass in Deutschland die Anzahl der Schweine dramatisch zurück gegangen und heute genauso „hoch“ ist wie 1950. Die rund 70 Teilnehmer hören teils betroffen, teils gespannt zu und frischen ihr Marktwissen dahingehend auf.

Der stellvertretende Vorsitzende des Bauernverbandes Harald Gronbach fasst nach kurzer Diskussionsrunde und rund zwei Stunden das digitale Fachgespräch als gut gelungen zusammen. Er dankt den Referenten, verweist auf weitere Termine im Winter und schließt „…bis zum nächsten Online-Meeting!“

 

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