Hohenloher Hofentwicklung: Direktvermarktung, Schweinemast, Legehennen, Ackerbau und Wald

Die Landwirtschaft als Teil des gesellschaftlichen Wandels. Nicht nur Schweinehalter stehen vor sehr großen Herausforderungen – fast überall auf den Höfen braucht es Um- und Neubaulösungen und neue Produkt- und Vermarktungsideen mit ausreichender Perspektive. Wie das geht, zeigt der Hof der Familie Specht in Orendelsall mit der Entwicklung von fast reiner Schweinehaltung zum Direktvermarkter mit etablierter Nudelproduktion. 

„Diversifizierung hat bei Specht`s schon immer einen hohen Stellenwert“, erklären Andrea und Rainer Specht. Begonnen hat auf dem ehemals elterlichen Hof, der auch Mitglied im Bauernverband ist, alles mit Schweinemast, Milchkühen, Obstbau und eben den Legehennen. Diese waren schon in den 60er Jahren da und sind quasi die Basis der heutigen ‚Specht-Nudeln‘. „Der Opa ist mit den Eiern von Haus zu Haus auf Tour gegangen. Heute produzieren wir montags, mittwochs und freitags im Durchschnitt insgesamt 1,2 Tonnen Nudeln aus etwa achttausend Eiern“, so Andrea Specht weiter. 7000 Hennen in Boden- und Freilandhaltung sorgen dafür. Im Alter von 18 Wochen kommen sie auf den Hof der Familie Specht, zu dem neben der Direktvermarktung im Hauptgeschäft eine große Schweinemast gehört, aber auch Acker & Obstbau und Wald auf insgesamt knapp 170 Hektar Fläche. Der seit letztem Sommer mit eingestiegene Sohn Tim, der Vater Werner Specht, ein Azubi und verschiedene Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit sichern den laufenden Hofbetrieb. „Wenn`s mal klemmt, sind sie alle da und helfen“, freuen sich die jung gebliebenen Hofinhaber mit Blick auf die Mannschaft.  

 

 

 

Sehr hohe und feste Qualität – fast wie Kuchenstreusel. Mit den feinen ‚Nudeln vom Specht‘ werden vorwiegend inhabergeführte Lebensmittelgeschäfte, Raiffeisen- und auch Getränkemärkte, Metzgereien und Hofläden im Umkreis von circa 45 Kilometern um Orendelsall bei Zweiflingen beliefert. Angefangen hat es 1993 damit, als Andrea Specht in die Familie und auf den Hof kam. „Was mache ich denn hier, was könnte meine Aufgabe sein?“, hat sie sich gefragt. Hinzu kommt auf einem Hühnerhof dieser Größenordnung immer die Frage, was aus den noch sehr kleinen Eiern der Junghennen werden soll. Da lag auch bei ihr der Gedanke nahe, diese zu verarbeiten. Das erste Equipment wurde günstig übernommen, die hygienischen Bedingungen waren relativ einfach umzusetzen. Ein moderner Trockenschrank, in dem die Nudeln bis zu 32 Stunden trocknen, war im zweiten Jahr die erste eigentliche Folgeinvestition. An der Nudelproduktion liebt Andrea Specht besonders die Kreativität. So entstehen bis zu 100 verschiedene Nudeln, auch saisonale Sorten. Aktuell duftet die Herbst-Produktion mit Kürbis und Curry durch die blitz-blanke Halle, die 2016 bezogen wurde. Das riechen die Kunden gern und ist für die patente Landwirtin zudem sehr sinnstiftend. Es ist ihr Antrieb, zu sehen, was in ihren Händen entsteht. Wenn es schmeckt, um so besser! Im November feiert die Familie Specht ‚5 Jahre Nudel-Manufaktur‘.

 

 

 

 

Wir sind unseren Lieferketten treu. Die Eier des Hofes gehen an Großverbraucher, wie die regionale Gastronomie, an Wiederverkäufer – wie beispielsweise regionale Metzger - und eben auch an Kunden von Hofläden, wie den ihren. Es war schon immer so, dass die Eier ab Hof verkauft werden. Die Specht`s wollen lieber mit den Kleinen wachsen, wie sie selbst sagen. Sie versprechen sich davon, näher am Kunden zu sein und auskömmlich zu wirtschaften. Sie planen einen neuen Stall für die, hauptsächlich aus unserem Bundesland kommenden, Hennen, in denen diese 15 bis 18 Monate leben. Am Morgen um 10 Uhr geht es raus zum Scharren und Picken. „Wenn sie zu uns kommen, sind sie so quirlig und empfindlich wie Teenies“, sagt Landwirtin Specht. Jedes Freilandhuhn hat übrigens rechnerisch und tatsächlich vier Quadratmeter Grünfläche zur Verfügung um ‚unterwegs‘ zu sein.

 

 

 

Einerseits spezialisiert – andererseits diversifiziert. Bereits 1974 hat der Familienhof Specht auf Mastschweine umgestellt und immer wieder investiert. „Seit den 70er Jahren waren die Preise immer mal wieder bescheiden, das kennen wir also. Aber aktuell gibt die Politik uns den Rest,“ sagt Rainer Specht nüchtern. „Wir stellen uns die Frage: Hat die deutsche Landwirtschaft noch die Chance, so zu wirtschaften wie bisher? Ich sage mal nein“, ergänzt der Landwirt resigniert. Er wünscht sich ‚Klartext‘ und zügige Weichenstellungen von der Politik. Denn auch er und sein Sohn möchten in den nächsten Jahren die Ställe Stück für Stück für mehr Tierwohl umbauen, der Platz dafür ist bereits vorhanden. Bei den geplanten Tierhaltungsstufen 3 und 4 haben die Schweine einen großzügigen Auslauf und einen sogenannten Außenklimareiz. Das geht meist über eine Art Wintergarten, große Fenster oder offene Wandflächen. Dafür wird er auch die Anzahl der Mastplätze von heute 2200 in fünf Ställen auf weniger als 2000 reduzieren. Die Tiere leben nach dem Umbau in größeren Gruppen und im Liegegebereich außen mit Stroheinstreu. „Das heißt dann mindestens den doppelten Arbeitsaufwand und viel mehr Handarbeit. Stroh rein – Stroh raus,“ sagt er kurz. Es ist Rainer und Andra Specht wichtig, dass das Fleisch nicht unter Preis verkauft wird. Es geht ihnen um ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis, was sowohl das Tierwohl als auch das Einkommen der Landwirte im Blick hat. Aktuell sind selbst die guten Lieferverträge mit großen Einzelhandelsketten oft nur geradeso kostendeckend. Vor dem Hintergrund enorm steigender Preise für Futter, Energie, Diesel und Dünger keine gute ‚Startrampe‘ für mehr Tierwohl. „Der Plan ist, dass wir das gern machen wollen, denn wir leben und lieben die Landwirtschaft,“ betonen die aktiven Hofinhaber Specht aus Orendelsall bei Zweiflingen.                           

 

 

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