Biologisch wirtschaften und immer wieder neu aufstellen

Landwirt Rainer Kubach muss immer erklären, dass er Hohenloher ist mit seiner Hofstelle in Langenbeutingen. Der heutige Demeter-Hof wurde 1995 von seinen Eltern zum Teil ausgesiedelt und liegt schon im Kreis Heilbronn. Die alte Hofstelle lag mitten im Ort, da lässt sich schlecht erweitern. Rainer Kuhbach ist im Jahr 2006 mit 28 Jahren auf dem Hof der Eltern eingestiegen, den sie nun zusammen als GBR führen.

„Ich muss immer erklären, dass ich Hohenloher bin“, sagt Landwirt Rainer Kubach zu seiner Hofstelle in Langenbeutingen. Der heutige Demeter-Hof wurde 1995 von seinen Eltern zum Teil ausgesiedelt und liegt schon im Kreis Heilbronn. Die alte Hofstelle lag mitten im Ort, da lässt sich schlecht erweitern. Rainer Kuhbach ist im Jahr 2006 mit 28 Jahren auf dem Hof der Eltern eingestiegen, den sie als GBR nun zusammen leiten. Zuvor hat er an der Internationalen Hochschule in Nürtingen seinen Diplomingenieur in Agrarwirtschaft gemacht. Aufenthalte im Ausland und auf Biolandbetrieben haben ihn mit deren Produktionsformen vertraut gemacht. „Das ich da gelandet bin, war reiner Zufall. Die waren in Not, brauchten Hilfe und so habe ich zusammen mit Kommilitonen für eineinhalb Jahre eine Personallücke überbrückt. Aber meine zweimal sechs Monate Praktikum in Südamerika und ein Auslandsemester in Spanien haben mich zusätzlich viele Dinge neu sehen lassen. In Honduras habe ich mit Kleinbauern gelebt, die Kaffee, Mais und Bohnen anbauen. Auch in deren Hütte - ohne Strom und Wasser. Trotz allem wirkten sie ausgeglichen und zufrieden. Es war für mich eine emotional sehr gute Zeit“, sagt Rainer Kubach. Dass ihn Ungerechtigkeit und Hunger in der Welt schon immer beschäftigt haben, sagt er auch.

 

 

Der Bio-Gedanke kam aus der Zeit in Honduras. Mit seinem Einstieg auf dem elterlichen Hof 2006 haben sie auf dem Rimmlingshof in Langenbeutingen ihre Landwirtschaft auf eine biologische Bewirtschaftung umgestellt. Den Impuls dazu, damals sofort umzustellen, hat der Vater Walter Kubach gegeben und gesagt: „Wenn wir umstellen, dann machen wir es gleich“. Seine Frau Irmgard Kubach war ebenso offen dafür und so haben sie sich Berater auf den Hof geholt. „Ich wollte halt umstellen und habe mich viel informiert“, erinnert sich Rainer Kubach. Ihm ist es wichtig, gute Lebensmittel zu produzieren. Seit zwei Jahren ist er nun zusätzlich von Demeter zertifiziert und produziert ausschließlich Heumilch. Das heißt unter anderem, er verzichtet vollständig auf Silage als Futter. Das schmeckt man, findet er. Die Milch enthält mehr Omega 3 Fettsäuren, weiß er. Seine 80 Milchkühe plus eigener Nachzucht der Rasse Fleckvieh bekommen im Winter Heu und im Sommer Grünfutter, weil sie überwiegend auf der Weide sind. Zum großen Teil: Tag und Nacht. „Das ist auch weniger Arbeit und weniger Gülle“, so der Landwirt. Etwas Schrot und Getreide bekommen sie als natürliches Kraftfutter dazu. ‚Bio‘ zu füttern, heißt für Landwirte aber auch, auf ihren Feldern ‚Bio‘ anzubauen. Auf dem Hof Kubach sind das 220 Hektar, die in klaren Fruchtfolgen bewirtschaftet werden. Was heißt das konkret? „Auf den jeweiligen Flächen wechseln wir im Acht-Jahres-Rhythmus die Anbaufrucht, um das Unkraut zu kontrollieren und Krankheiten an den Pflanzen vorzubeugen. Das ist die Maßnahme Nummer eins, weil wir nicht dagegen spritzen wollen und können“, erklärt Landwirt Kubach. Kleegras zum Beispiel, unterdrückt das Unkraut besonders gut und bündelt den Stickstoff. Damit beginnt man die Fruchtfolge und nutzt es dafür ‚zwischendurch‘ immer wieder. Natürlich wird auch gehackt, zum Beispiel mit einem Hackroboter oder eben mit der Hand. Aktuell nutzt er einen von elf Hackrobotern, die als Prototypen im Test die Zuckerrüben hacken. Das wird als Alternative zum Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln von der Firma Südzucker bei Heilbronn unterstützt. Der Roboter wird von den Landwirten gemietet. Er erkennt und merkt sich die Pflanzen, also die Rüben, und hackt alles weg, was nicht dazu gehört. High Tech versus Unkraut also.

 

 

In Kreisläufen wirtschaften und immer wieder neu aufstellen. „Das Schöne am Biomarkt ist, dass wir sehr nah am Kunden sind. Denn es ist ein eigener Markt und die Schwankungen kommen sehr schnell bei uns Landwirten an“, findet Rainer Kubach. Aktuell schwächelt der Biomarkt laut seiner Aussage schon etwas. Bisher hat der höhere Preis den bis zu 50% geringeren Ertrag im Biolandbau – je nach Boden und Wetter – ausgeglichen. Bereut habe er das eigentlich nie, sagt er. Aktuell haben die Kubachs eine neue Heu-Halle gebaut, um ihr Heu als Basis für die gute Heumilch noch effektiver zu trocknen und um noch besseres Futter zu machen, wie sie sagen. Rainer Kuhbach erklärt das System so: „Es kann immer nur eine gewisse Menge Heu eingefahren werden. Dass sind in unserer neuen Halle das Heu von 20 bis 30 Hektar Wiesen. Wir lernen aber noch.“ Die sechs Meter hohe Halle ist in Boxen unterteilt, in denen das Heu lose und möglichst gleichmäßig lagert. Es wird von unten belüftet. Man kennt gute Heutechnik, so heißt der Prozess des Anbaus und der Lagerung von Heu als Futter für Tiere, aus den Alpenregionen, wie dem Allgäu, Österreich oder der Schweiz. Je nachdem wie feucht das einzulagernde Heu des ‚Rimmlingshofes‘ anfänglich ist, dauert der, durch moderne Klima- und Lüftungstechnik gesteuerte, Trocknungsprozess an. Ein großer Ventilator wird tagsüber von der eigenen Solarenergie angetrieben. Nachts arbeitet der Luftentfeuchter wie eine Klimaanlage – mit zugekauftem Strom. Alles ist so energieeffizient ausgeklügelt, wie nur möglich und wird durch ein Energieeffizienzprogramm von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung BLE gefördert.

 

 

Achtung: Freilaufende Kinder und Kühe. Dieses Schild begrüßt scherzhaft Besucher, Eltern und Kinder des Bauernhofkindergartens am ‚Rimmlingshof‘. Seit dem Jahr 2019 werden hier inzwischen 20 Kinder in einer Gruppe so naturnah wie möglich betreut. Es klingt wie ein Wunder, wenn Rainer Kubach die Geschichte dazu erzählt. „Wir hatten alles: Eine Gemeinde mit Bedarf, einen Platz, einen Erzieher und alle waren offen. Dann ist das Projekt konzipiert worden und in einem Jahr entstanden“, zeigt er stolz auf den kleinen Holzbau und das Außengelände des Kindergartens. Für Erzieher Robert war es „die beste Entscheidung ever“ und er sagt von sich, dass er inzwischen ein glühender Bauernhofkindergarten-Erzieher ist. Die Kinder erleben, wie Möhren und anderes Gemüse wächst und identifizieren sich mit der Landwirtschaft. Sie sind bei jedem Wetter viel draußen, dementsprechend praktisch gekleidet und nennen sich selbst ‚Bauer Hannes‘ - zum Beispiel. Spielgeräte und Spielsachen aus Kunststoff sucht man hier vergebens. Unter Trägerschaft der Gemeinde Langenbrettach versuchen sie alle zusammen, ein guter Gegenpol zum sonstigen Alltag zu sein. „Kommt, wir konzipieren einen Bauernhof-Kindergarten“, war und ist das Motto dafür.

 

 

 

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