Eine Liebeserklärung an die Landwirtschaft

„Ich schaffe gern auf dem Hof und bin zufrieden, mit dem was ich tue“, sagt Regina Ellinger ruhig. Ihr gefällt besonders, dass sie die Arbeit in der Landwirtschaft sehr gut mit der Familie vereinbaren kann. „Die Kinder sehen, was wir schaffen“, sagt sie weiter mit Blick auf die eigenen fünf im Alter zwischen neun und 17 Jahren. Es scheint eine harmonische Familie und Partnerschaft zu sein, denn ihr Mann Wilfried Ellinger sagt stolz: „Sie hat halt die Stärke, sehr genau zu sein und ich kann mich zu 100% auf sie verlassen“. Seine Frau vertraut auf diese Wertschätzung.

Das gute Miteinander prägt ganz offensichtlich den Hof und die Menschen, die auf ihm leben und arbeiten. Die Hauptbetriebszweige sind Milchviehhaltung und Schweinemast. 100 Milchkühe, deren weibliche Nachzucht und 500 Schweine leben auf dem Hof Ellinger bei Gaildorf. Grünland- und Ackerbauflächen prägen den Hof, zu dem mit 25 Hektar auch recht viel Wald und eine Kleinbrennerei für die Verwertung des Streuobstes gehören dazu. Ihre Ernte wird vollständig für den Eigenbedarf des Hofes gebraucht, der benötigte Rest wird gentechnikfrei zugekauft. Die Schweine werden seit mehr als 15 Jahren ganz regional über die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall vermarktet, sprich verkauft. „Das ist sehr wertvoll in diesen Zeiten. Schon früher haben wir über Metzger vermarktet und die Vorzüge von regionaler Vermarktung erfahren“, erklärt Landwirt Wilfried Ellinger. „Jetzt verkaufen wir wöchentlich 20 bis 25 Tiere und auf dem Rückweg nehmen wir gleich die neuen Ferkel mit“, ergänzt er. Es ist nach seinen Worten schon viel Arbeit vom Frühjahr bis November. „Aber wenn man es nacheinander abarbeiten kann und das Wetter passt, sind wir zufrieden“, sagen die Ellingers.    

 

 

 

Seit fast 20 Jahren Ausbildungsbetrieb. Bereits 18 Azubis wurden in diesen Jahren auf dem Hof nahe Gaildorf ausgebildet, auf dem diese auch mit wohnen und essen. „Sie werden von uns ins Familienleben einbezogen. So entsteht – über die Ausbildung hinaus – ein freundschaftliches Verhältnis. Von ihnen erfahre ich auch, was grad so ab geht“, weiß der Hofinhaber zu schätzen. Er lernt gern von ihnen – so wie sie von ihm. Er ist ehrenamtlich im Prüfungsausschuss für die Gesellenprüfungen tätig und es macht ihm sehr viel Spaß, mit den jungen Leuten zu arbeiten. Seine Eltern und auch Praktikanten helfen auf dem Hof nach Kräften mit. Die Mutter bei den Kälbern, der Vater bei den Schweinen. Wilfried Ellinger spricht von einem anspruchsvollen Hof-Management, wo manche Arbeiten auch an Lohnunternehmen vergeben werden – sowohl was die Arbeitskräfte, aber auch was die Maschinen angeht. Und natürlich helfen die Kids, welche sich besonders über die Zeiten freuen, in denen die Silos befüllt werden. Die Eltern sprechen schmunzelnd vom ‚Silier-Fieber‘ und lassen offen, was das genau heißt. In jedem Fall wissen die fünf Kinder des Hofes, wenn man sie braucht, selbst deren Freunde helfen mit. „Sie entwickeln durch diese Selbsterfahrung mehr Selbstbewusstsein“, freuen sich die Eltern Regina und Wilfried. „Das ist kein Zwang, sie sehen, wo es fehlt und wollen das“, ergänzen beide.        

 

 

 

Weitere Investitionen in mehr Tierwohl stehen an. Der Stall für das Milchvieh und die Kälber wird aktuell ausgebaut: Mehr Platz, ein Auslauf und Zugang zu Außenklima. Dazu noch ein neues Lager für den Dünger, um ihn parat zu haben, wenn die Pflanzen ihn brauchen. Der aktuelle Neubau stellt den vierten Bauabschnitt dar, denn seit 1990 wird immer wieder in Technik und auch in Tierwohl investiert. Die Kälber werden seit 20 Jahren im Freien gehalten, das hat sich bewährt und ist gesünder. Wilfried Ellinger hatte das damals in Holland gesehen, es als Thema für seine Meisterarbeit und für den Hof übernommen. Er sagt: „Das ist ein Unternehmen. Das muss man so führen, wie jedes andere auch“. Dazu gehören marktgerechte Investitionen und neue Ideen. Dazu gehören für Landwirt Ellinger auch Berufsvertretungen und Ehrenamt. Wilfried Ellinger hat sich nach einer Lehre in der Landwirtschaft zum Landwirtschaftsmeister ausgebildet. Er engagiert sich im Vorstand des Bauernverbandes seit 20 Jahren und seit kurzem im Vorstand ‚Naturpark Schwäbisch Fränkischer Wald‘. Davor war er im Vorstand der Landjugend und der Kreislandjugend aktiv. Hauptsächlich geht es ihm in dieser Arbeit darum, zu helfen, gegenseitiges Interesse und Verständnis zu entwickeln. Das schätzt er auch am Bauernverband sehr, „dass hier Leute von Anfang 20 bis Ende 60 dabei sind, die Erfahrungen und neue Ideen diskutieren, um am Ende auf einen Nenner zu kommen“, so Vorstandsmitglied Ellinger. „Was für den einen passt, funktioniert für den anderen nicht, die Landwirtschaft ist nicht homogen“. Er sieht den Bauernverband als Hauptansprechpartner für den Berufsstand, um die politischen Rahmenbedingungen entsprechend zu stecken.

 

 

Das ist, so Ellinger, eine riesige Herausforderung. Denn die Betriebe in Deutschland sind seiner Meinung nach sehr vielschichtig und kämpfen mit ihren jeweiligen Strukturen. So scheint es schwer, es allen recht zu machen. Er wünscht sich eine starke Interessenvertretung, um für die Bauern Gehör im Weltmarkt zu finden. Auch über Forderungen, zum Beispiel nach gleichen Produktionsbedingungen und Gesetzen. Wichtig ist es nach Meinung der beiden Hofbetreiber auch, dass die von Produktion von Nahrungsmitteln in Schulbücher authentisch dargestellt wird. Wenig streitlustig und doch bestimmt vervollständigen sie das von ihnen gezeichnete Bild vom Leben auf einem Hof hier in der Region mit einer Liebeserklärung. „Landwirte sind sehr gute Männer! Sie sind ‚von Haus‘ aus kooperativ, offen, flexibel und umgänglich. Denn das brauchen sie für ihre Arbeit. Jede Frau, die so einen Mann hat, kann froh sein“, rundet Regina Ellinger das gute Familienbild auf dem Hof ab.        

 

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