Innovative Landwirtschaft mit Zebus und Pferden im Jagstal

Unsere landwirtschaftlichen Berufe werden sich wandeln, da ist sich Martin Wunderlich vom Birkenhof in Dörzbach - Hohenlohe ganz sicher. „Um uns darauf einzustellen, ist es wichtig, dass wir Landwirte zusammen arbeiten. Egal ob konventionell oder biologisch arbeitend. Für mehr Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und einen regional guten Fußabdruck sollten wir auch unsere Partner, wie zum Beispiel die Metzger, mit ins Boot zu nehmen. Dann sind wir stark!“

Familie Wunderlich vom Birkenhof in Dörzbach legt schon immer viel Wert darauf, Neues auszuprobieren und vielseitig zu sein. Der Hof wurde 1968 von Friedrich Wunderlich mitgegründet, der sich bereits im Alter von 13 Jahren entschieden hatte, Landwirt zu werden. Er setzte von Anfang an auf Innovationen und konnte als Milchviehbetrieb in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts schon mit den höchsten Milchleistungen der Gemeinde aufwarten. Er ergänzte seine Produktion schnell, zum Beispiel um Sonderkulturen und mit Zebus. Die Initialzündung dafür kam vor mehr als 40 Jahren aus der Tageszeitung und einem Bericht über einen Berufsschullehrer und Entwicklungshelfer in Schwäbisch Hall, der selbst einige Zebus hielt.

 

Zebus haben ihren Ursprung im früheren Ceylon bis hin zum Kaukasus. Zebus wurden bereits 1817 in Baden Württemberg urkundlich erwähnt und zu der Zeit in der „Königlichen Menagerie“, dem Vorläufer der heutigen „Wilhelma“, gezüchtet. Der erste Zuchtverband in Baden-Württemberg wurde zusammen mit Kollegen und federführend von F. Wunderlich gegründet. Wenige Jahre später folgte die Gründung des Bundesverbandes. Vorher galten die Zebu-Rinder als Exoten in Europa. Erst die Anerkennung als Rinder-Rasse änderte dies, seither werden Sie als Zwerg-Zebus bezeichnet.

 

 

 

Was ist das Besondere an den Zwerg-Zebus? „Sie eigenen sich sowohl für trockene aber auch für feuchte Gebiete und kommen mit  extremen Wetterbedingungen gut klar“, weiß Martin Wunderlich, der den Hof mit seiner Frau Franziska heute in zweiter Generation führt. Aktuell werden 148 Zebus gehalten - von Mai bis November im Freien - hauptsächlich auf den eigenen Weiden. Das Fleisch wird seit mehr als 20 Jahren über das Internet direkt an Privatkunden aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz und an Restaurants vermarktet. Es gilt als Delikatesse mit besonderem Aroma. „Die Rinder grasen auf unseren an Kräutern reichen Flächen“, erklärt der 42 Jahre junge Landwirt. Dafür werden die mobilen Weidezäune täglich ein Stück nach vorn gesteckt, was sich Portionsweide nennt. Im Winter gibt es das Futter von den eigenen Wiesen und Bio-Äckern aus der Region in Hohenlohe.

 

Vor 18 Jahren auf Bio umgestellt. „Verkürzt gesagt, haben wir die Pflanzenschutzmittel und den Mineraldünger weggelassen“, erklärt Martin Wunderlich. Bereits zuvor hatte man sich auf das Allernotwendigste beschränkt. „Wir wechseln die Fruchtfolgen, bearbeiten unsere Böden sehr flach und achten darauf, dass der Boden den Humusgehalt hält. Mit unserem Rinder und Pferdemist, sowie durch Zwischenfruchtanbau, wird der Humus stetig aufgebaut. Wir arbeiten mit dem Boden, nicht gegen ihn“, betont er. Auf insgesamt 178 Hektar werden Braugerste, Weizen, Dinkel und Genusshafer angebaut. Als Futterpflanze und Stickstofflieferant dient Kleegras. Das Ackerland und die 80 Hektar Weide- und Landschaftspflegeflächen erfordert viel Arbeit. Die Eltern sind noch mit im Betrieb. Zudem ein Angestellter, zwei Helferinnen, die ein freiwilliges ökologisches Jahr absolvieren, und meist auch Praktikanten, überwiegend Agrarstudenten, helfen mit. Und, ganz wichtig: Franziska Wunderlich. Sie betreibt die Reitschule- und Pferdepension. 20 eigene und 9 sogenannte Einsteller-Pferde in Offenstallhaltung und Großraum Boxen beherbergt der Birkenhof aktuell. „Die Nachfrage nach einem guten Pferd-Mensch bezogenen Unterricht ist groß. Wir sind 2009 mit rund 20 Reitschülern gestartet, heute sind es 130. Wir haben Wartelisten.“ Erst kürzlich wurde ein digitales Reitbuch eingeführt, damit sich die Schüler ohne Wartezeiten und möglichst kontaktlos einbuchen können. 

 

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Tragfähige ganzheitliche Konzepte zu entwickeln und noch mehr zusammenarbeiten „Es wird immer Nischen geben, die zeigen, dass man es anders machen kann. Ich unterhalte mich gern mit mittelständischen Unternehmern darüber, was sie für Ziele haben und wie ihre Firmenphilosophie ist. Ich schaue mir Unternehmen an, um unseres voranzubringen. Mein Ziel ist, möglichst die gesamte Wertschöpfung im Betrieb zu halten. Ich bin sicher: unsere Berufe werden sich wandeln.“ Um sich darauf einzustellen, ist es seiner Meinung nach wichtig, dass Landwirte zusammenarbeiten. Egal ob konventionell oder biologisch arbeitend. „Dann sind wir stark!“, betont Wunderlich ausdrücklich. Es ist für ihn von Bedeutung, „alte Feindbilder über den Haufen zu werfen“ und gemeinsam Mehrwerte zu schaffen. Das Motto Landwirtschaft „Made in Germany“ könnte ihm dafür gut gefallen. Für mehr Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und einen regional guten Fußabdruck empfiehlt er, auch die nachgelagerten Partner, wie zum Beispiel die Metzger, mit ins Boot zu nehmen. Gemeinsam für artgerechte Haltung und mehr Wertschätzung – davon verspricht er sich ein besseres Image der Landwirtschaft insgesamt. Gute funktionierende Beispiele, wie für teil-mobile Schlachtungen, gibt es in Hessen, Baden-Württemberg und in anderen Regionen der Welt bereits.      

 

Vielseitiges Hofangebot und unermüdliche Kommunikation. Der Hofladen mit eigenen und regionalen Produkten, Kochevents, ein Veranstaltungsraum, die Fahrten mit den Planwagen – das alles bringt in normalen Zeiten viele Gäste auf den Hof. Martin Wunderlich nutzt das immer, um über Landwirtschaft zu erzählen. „Wir haben so viele gute Beispiele, die man zeigen kann. Bei Hofrundgängen erkläre ich, wie ich es einem Kind erzählen würde“, sagt er bedacht. Es geht ihm darum, von der Bevölkerung verstanden zu werden. Dafür hält er seinen Traktor auf dem Landwirtschaftsweg schon mal an, grüßt freundlich und lässt den Fahrradfahrern die Vorfahrt „Auch das ist Kommunikation“, weiß Hofinhaber Wunderlich aus Dörzbach. 

 

 

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