Bauerntag digital - das geht! 110 Verbandsmitglieder, Mitarbeiter und Gäste sind dabei.

„Obgleich es nicht unser Wunschformat ist, sind wir doch der festen Überzeugung, dass dies der richtige und vernünftigste Weg ist, um 2021 einen Bauerntag zu gestalten – auch, wenn wir ihn ausschließlich virtuell begehen können“, begrüßt Vorsitzender Jürgen Maurer die 110 digitalen Teilnehmer auf der großen Leinwand im Konferenzraum des Bauernverbandes Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems in Untermünkheim - Übrigshausen.

Einleitend verweist der Verbandsvorsitzende darauf, dass seit dem letzten Bauerntag im Februar 2020 vieles anders geworden ist. Angefangen bei der sich veränderten Gesellschaft, über neue gesetzliche Vorgaben zum Thema Tierwohl, über das Biodiversitätsstärkungsgesetz und die neue Düngeverordnung bis zu den Schweinepreisen, die aktuell auf einem Tiefpunkt angelangt sind. Jürgen Maurer begrüßt die 110 online zugeschalteten Mitglieder, Mitarbeiter ebenso wie alle Ehrengäste und die Vertreter der Presse ‚mit einem herzlichen Grüß Gott‘. Allem voran begrüßt er die Gastrednerin des Abends Frau Thekla Walker als Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg.

 

 

Das Hauptthema des Bauerntages 2021 ‚Landwirtschaft, Natur- und Umweltschutz – Wie können wir gemeinsam die Biodiversität stärken?‘ leitet Jürgen Maurer ein mit den Worten: „Biodiversität ist aus unserer Sicht eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und zugleich auch die Herausforderung, alle Bereiche - wie den Verkehr, die Städte und Kommunen, die Wirtschaft, sowie jeden einzelnen Menschen - mit einzubeziehen. Wieder macht er klar, dass es darum geht, eben nicht nur die Landwirtschaft und deren Umfeld dafür zu beleuchten. Das ist für ihn ‚zu kurz gegriffen‘. „Wir sind mit Sicherheit ein konstruktiver, ökologischer Teil dieser Thematik“, sagt er als erfahrener Landwirt. Dazu gehört für ihn eben auch der wirtschaftliche Erfolg der Höfe. Wie und ob beides gelingen kann, hängt aus seiner Sicht davon ab, ob ein gegenseitiger respektvoller und auf einem wissenschaftlich fundierten Niveau basierender Umgang miteinander gepflegt wird. „Diesen Grundstein“, so Maurer in Richtung Ministerin, „haben wir schon vor mehreren Jahren gelegt. Das möchten wir weiter fortsetzen und zum Wohle der landwirtschaftlichen Betriebe nutzen.“

 

 

 

Naturschutz und Landwirtschaft nicht als Gegenspieler betrachten. Ministerin Walker beginnt ihre Ausführungen damit, dass sie genau das als Hauptaufgabe in der nächsten Legislaturperiode sieht. Noch deutlicher ist ihre Aussagen: „Wir wollen kein Artensterben – aber auch kein ‚Höfesterben‘ und wir wollen mit Ihnen an einem Strang ziehen, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten“. Sie verweist auf die seit 2019 arbeitenden ‚Dialogforen‘, welche kontinuierlich Inhalte und Leitbilder dazu erarbeiten, wie Biodiversität und Landwirtschaft optimal zusammenwirken können. Oder anders gesagt: Wie kann das finanziert werden? Über angemessene Marktpreise, um ein angemessenes Einkommen der Landwirte zu sichern? Auch sie ist dafür, für diesen Prozess die ganze Gesellschaft zu motivieren. Die Teilnehmer des ‚Bauerntages 2021‘ hören genau hin, als sie sagt: „Wir wollen kein weiteres Auseinanderdriften von Landwirtschaft und Gesellschaft. Wir haben gemeinsam viel vor in den nächsten Jahren. Ich freue mich darauf, hier mitzuwirken“, so die Ministerin für Umwelt, Klima & Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Sie geht davon aus, „dass wir in einen guten Austausch kommen mit dem Ziel, mehr Wertschätzung und Anerkennung für Ihre Arbeit zu erreichen. Ohne Sie schaffen wir das nicht“, sagt Ministerin Thekla Walker. Vorsitzender Jürgen Maurer bedankt sich nicht ohne die Hinweise, dass er das Biodiversitätsstärkungsgesetz für einen Kompromiss hält und mit der dringenden Bitte, den Landwirten keine weiteren Flächen wegzunehmen. Denn Landwirtschaft hat die Aufgabe, die Bevölkerung unseres Landes zu ernähren. Dafür braucht sie Flächen. Deshalb freut er sich auf die Zusammenarbeit – hoffentlich nicht nur digital.

 

Bauernverband – kompetente Beratung und Vertretung. Nach dem Hauptreferat nutzt Geschäftsführer Helmut Bleher das Podium, die Vorteile für Mitglieder des Verbandes zu verdeutlichen. Allen voran stellt er den Teil der Verbandsarbeit, der darin besteht, „Probleme zu lösen, die man allein nicht lösen kann“, wie er sagt. „Sei es in der Politik, in der Beratung, der Dienstleistung oder in der Öffentlichkeitsarbeit“, so Helmut Bleher weiter. Er macht deutlich, dass zum Beispiel die verbandspolitische Arbeit nur ‚von unten nach oben‘ und nicht umgekehrt funktioniert. Der Bauernverband sei von Grund auf demokratisch aufgebaut. Er weiß: „Die Landwirtschaft hat keinen Hebel, mit dem sie Druck gegenüber anderen Interessengruppen machen kann. „Wir können nur Anregungen geben und verabschieden keine Gesetze“. Er zeigt auf, welche Vorteile Verbandsmitglieder haben, wenn sie zum Beispiel Rechtsberatung der Geschäftsstelle in Anspruch nehmen. „Spezifische landwirtschaftliche Rechtsfragen benötigen Spezialisten“, stellt er in Richtung Steuer-, Sozial-, Agrar-, Umwelt- und Tierschutz oder Baurecht klar. Und weiter: „Die Themen werden immer schwieriger. Wir tun gut daran, unsere Expertise im Bauernverband zu halten und weiter auszubauen. Denn das geht nur gemeinsam“.

 

Wie erreichen wir die Öffentlichkeit noch besser? Wie in anderen Branchen auch, sind die landwirtschaftlichen Sachverhalte für ‚Außenstehende‘ komplex. Zudem sind die Themen der Landwirtschaft teilweise negativ besetzt. Andererseits hat ein Großteil der Gesellschaft die Verbindung zu den Erzeugern ihrer Lebensmittel verloren. Hier sieht Helmut Bleher eine große Aufgabe in der Verbandsarbeit um mehr Verständnis und Sympathie für die Arbeit der Bauern zu wecken. „Landwirtschaft muss erfahrbar werden. Dafür braucht es immer zwei Partner: Einen der spricht und einen der zuhört. Das sind wir in den letzten fünf Jahren verstärkt angegangen“, so der Geschäftsführer des Bauernverbandes. Er verweist auf das öffentlichkeitswirksame Projekt ‚Lernort Bauernhof‘, über das viele Kinder und Jugendliche im Verbandsgebiet an die heutige Landwirtschaft herangeführt werden. „Ein ganz, ganz tolles Projekt, welches zusammen mit der ALH Kupferzell und der Hochschule Ludwigsburg angehende Landwirtschaftsmeister und Lehrer dafür anregt, die Arbeit in den Ställen und auf den Feldern altersgerecht erfahrbar zu machen“, sagt Helmut Bleher. Zur aktiven Öffentlichkeitsarbeit zählt Geschäftsführer Bleher auch die Arbeit der, vom Bauernverband gegründeten Firma, ‚Landblicke‘, einem Büro für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Sie hat unter anderem die Aufgabe, regelmäßig Berichte von den Höfen und ihrer Arbeit zu erstellen und zu veröffentlichen. In Zusammenarbeit mit den Redaktionen der Tages- und Fachzeitungen sind hier in den letzten zwei Jahren zahlreiche Beiträge entstanden, die auch auf der Webseite des Verbandes und dessen sozialen Kanälen, wie Facebook oder Instagram, eine sehr gute Verbreitung finden. Aktuell wird zudem eine Art ‚Baukasten‘ erstellt, mit dessen Hilfe die Mitglieder des Bauernverbandes sich selbst besser vermarkten können. Angefangen von Schulungen, über das Entwickeln von digitalen und klassischen Medien zur Selbstdarstellung bis hin zu praktischen Schildern und Drucksachen, gibt es hier zukünftig konkrete Hilfe für jeden Betrieb. Ein weiterer Baustein, um gemeinsam gehört zu werden.

 

Jürgen Maurer schließt den ‚Digitalen Bauerntag 2021‘ mit dem Hinweis, dass es immer lohnt, sich beim Bauernverband einzubringen, um Themen voranzubringen und gehört zu werden. Er freut sich auf das kommende Jubiläumsjahr und die Feier zum 75jährigen Bestehen am 3.Juni 2022. „Eine Begegnung im virtuellen Raum kann persönliche Veranstaltungen nicht ersetzen. „Ich freue mich darauf, Sie zu treffen und wünsche viel Erfolg auf ihren Betrieben“, beendet er den digitalen Abend.          

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